Geothermie-Projekt Heubach bei Groß-Umstadt (Südhessen)
Die ENTEGA versorgt seit Anfang 2013 einen mittelständischen Industriebetrieb im südhessischen Heubach bei Groß-Umstadt mit Erdwärme aus fast 800 Metern Tiefe. Kernstück der Anlage ist eine röhrenförmige Tiefensonde, mit der die Erdwärme angezapft wird.
Gefördert durch
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
Um die Sonde zu installieren, beauftragte die ENTEGA ein Spezialunternehmen mit der ersten geothermischen Tiefenbohrung in Hessen. In der Bohrung wurde ein Außenrohr mit innenliegendem Steigrohr installiert. In diesem Rohrsystem zirkuliert Wasser, das sich im Erdinneren erwärmt. Anschließend bringen Wärmepumpen an der Erdoberfläche das erwärmte Wasser auf ein noch höheres Temperaturniveau, wie es zur Beheizung der Büro und Produktionsgebäude benötigt wird.
Die Geothermie-Anlage der ENTEGA erreicht im Vergleich mit der bislang üblichen Erdwärmenutzung einen um 40 Prozent höheren Wirkungsgrad. Geothermie-Anlagen werden mit Strom betrieben, um etwa Wasser in die Tiefe zu pumpen. Strom verbrauchen auch die Wärmepumpen, mit denen die Erdwärme auf die fürs Heizen notwendige Temperatur gebracht wird. Die üblichen oberflächennahen Geothermie-Anlagen, von denen es allein in Hessen über 6.000 gibt, benötigen 1 Kilowattstunde (kWh) Strom, um 4 Kilowattstunden Heizwärme zu gewinnen. Die ENTEGA Geothermieanlage ist wegen der Tiefenbohrung auf fast 800 Meter wesentlich effektiver. Dem Einsatz von 1 kWh Strom stehen 5,7 kWh Wärme gegenüber.
Die Erdwärme-Anlage versorgt den neuen Produktionsstandort von Frenger Systemen BV, einem Hersteller von Deckenstrahlungsheizungen und -kühlungen, mit Heizenergie. Die Hallen und Lager des Unternehmens haben zusammen eine Größe von rund 6.000 m2. Hinzu kommen Büroräume mit ca. 1.400 m2 Fläche. Im Sommer wird die Energie aus der Tiefe genutzt, um die Gebäude mittels Wärmetauschern zu kühlen.
Die Gesamtkosten der Anlage betragen rund 700.000 Euro. 40 Prozent dieses Betrages stammen aus einer Förderung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV)
aus Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie und die Universität Kassel nutzten die Bohrung für eine wissenschaftliche Begleitforschung und dokumentierten unter anderem die Gesteinsschichten. Die Nutzung von Erdwärme ist nicht unumstritten. Aber bei diesem Geothermie-Projekt sind keine Probleme für die Umwelt zu erwarten. Das Rohrsystem ist geschlossen, so dass das zirkulierende Wasser keinen Kontakt zum Grundwasser oder zum Gestein hat.
Die ENTEGA Geothermie-Anlage stieß auch in Brüssel auf Interesse. Der damalige EU-Kommissar für Energie, Günther Oettinger, besuchte Ende 2013 die Anlage, um sich über das Projekt zu informieren.